Hans-Reiner Häußler
Jahrgang: 1946
Ehrenamtliche Tätigkeit: Vorstand Solinger Freiwilligen Agentur e.V. & Kirchenhelfer
Hauptberuf: im Ruhestand
Ehrenamt in drei Worten? Bunt, bereichernd, beeindruckend!
Ganz akkurat liegen Papier und Stift auf dem Tisch. In Stichpunkten sind Notizen sauber auf einem Zettel notiert und daneben ruht eine Hand, die schon viele Verträge unterzeichnet hat. Hans-Reiner Häußler hat sich wie gewohnt perfekt vorbereitet auf das Interview. In aller Ruhe trinkt er sein Mineralwasser und erzählt ganz bedacht und mit einem Funkeln in den Augen von den Anfängen seiner ehrenamtlichen Arbeit; von Menschen, die ihn prägten und davon, wie er zum Vorstand der Solinger Freiwilligen Agentur e.V. wurde.
„Einfach mal reinschnuppern und etwas Sinnvolles tun…“
Mit diesem Gedanken ist Hans-Reiner Häußler 2012 in die Beratungsstunde der Solinger Freiwilligen Agentur gegangen. Seine Frau hatte ihm einen Flyer des Vereins mitgebracht, denn schon seit einiger Zeit spielte der damals 66-Jährige mit dem Gedanken, sich verstärkt ehrenamtlich zu engagieren.
„Im Haus waren alle großen Arbeiten, die man sich für den Ruhestand vornimmt soweit erledigt, die Freizeit war perfekt durchgeplant, jetzt wollte ich unbedingt wieder etwas Sinnvolles tun“, erzählt Häußler.
Lange Jahre war er als Geschäftsführer eines Industrieverbandes für Nichteisenmetalle beruflich stark eingespannt, viel unterwegs und immer gefragt. Da traf es sich optimal, dass Karl-Willi Bick, damaliger Vorsitzender und Gründer der Freiwilligen Agentur, in Häußler gleich jemanden sah, der den Verein tatkräftig unterstützen könnte.
„Ich hatte keine konkreten Vorstellungen davon, wie meine ehrenamtliche Arbeit aussehen könnte“, sagt Häußler. „Ich wusste nur, ich will helfen!“
Und so wurde im Café Cramers damals der Grundstein für eine tatkräftige Zusammenarbeit gelegt.
Menschen kennenlernen, helfen und unterstützen
Diese drei Kernpunkte sieht Hans-Reiner Häußler als seinen Antrieb für die Arbeit in der Solinger Freiwilligen Agentur. „Es ist immer wieder faszinierend, was für unterschiedliche Menschen in unsere Beratungsstunden kommen“, erzählt er. „Man weiß nie, wie ein Gespräch sich entwickelt. Und am Ende ist es immer wieder schön, wenn wir jemanden in seinem Interessenbereich erfolgreich vermitteln.“
Nach einigen Schnupperstunden im Café Cramers, übernahm er schon rasch selbst einige Beratungsstunden, half bei organisatorischen Dingen und in der konkreten Vermittlung. Aus den anfänglich wenigen Stunden im Monat wurde bald eine regelmäßige Aufgabe, die ihm sichtlich Freude bereit. „Ich arbeite schon sehr lange ehrenamtlich in unserer Gemeinde St. Suitbertus Weeg, helfe dort als Lektor aus, singe im Chor oder springe als Kommunionhelfer ein. Die Aufgabe in der Solinger Freiwilligen Agentur ergänzt die Kirchenhilfe optimal und füllt mich voll und ganz aus!“
Ab April 2014 ist Hans-Reiner Häußler neuer Vorsitzender der Freiwilligen Agentur und freut sich damit nicht nur über das Vertrauen, das ihm die Mitglieder schenken, sondern übernimmt damit auch noch eine Vielfalt an neuen Aufgaben.
Vorstand und Kirchenhelfer, daneben noch Haus und Garten, Freizeit, Familie – wie bringt Häußler das alles unter einen Hut?
Engagement, das beeindruckt und bewegt
„Ich finde es faszinierend, mit welch´ einem Engagement und Freude viele Ehrenamtler ihre Arbeit bei uns suchen und finden“, sagt Häußler. „Manchmal lerne ich Menschen kennen, die mich völlig beeindrucken und deren Motivation letztendlich auch mich immer wieder in meiner Aufgabe stärkt und auch weiterbringt.“
So erzählt Hans-Reiner Häußler von einer amerikanischen Dame, die mit englischsprachiger Unterrichtshilfe Kindern und Jugendlichen in der Gesamtschule an der Wupperstraße nicht nur etwas über die Geschichte ihres Heimatlandes weitergibt, sondern sie auch noch in einer Fremdsprache stärkt und zum Sprechen motiviert. „Diese Dame war bei unserem Kennenlerntermin erst kurze Zeit in Deutschland, sprach kein Wort unserer Sprache, kannte ihr Umfeld und die Kultur kaum und vermittelte uns aber mit einer solchen Energie und Inbrunst, dass sie helfen möchte, dass sie mir immer wieder als tolles Beispiel für ehrenamtliches Engagement in den Sinn kommt.“
Und nicht nur das, denn dieses Beispiel zeigt auch, dass Ehrenamt keine Barrieren zu fürchten hat. „Wir haben Freiwillige vermittelt, die vollzeit mitten im Berufsleben stecken. Solche, die kleine Kinder haben. Rentner im hohen Alter, die gleich mehrere Aufgaben übernahmen. Und alle haben eines gemeinsam: Das Ehrenamt schenkt ihnen so viel Energie, dass sie ihre freiwillige Aufgabe ideal und mit viel Herzblut in ihren Alltag integrieren können.“
„Barrieren überwinden und den Blick weiten…“
Das ist etwas, was sich Hans-Reiner Häußler für die Zukunft des Ehrenamtes wünscht. „Viele Menschen haben Scheu vor der freiwilligen Arbeit, weil sie damit eine Verpflichtung verbinden“, sagt der Vorstand der Freiwilligen Agentur. „Dabei muss eine solche Verpflichtung nicht gleich mit einem hohen Zeitaufwand verbunden sein.“
Die Solinger Freiwilligen Agentur versucht immer, ein ideales Maß für den Helfer zu finden. In der Nähe des Wohnortes sollte eine solche Aufgabe sein und sich mit Beruf, Familie und Freizeit vereinen lassen. „Es ist völlig egal, ob jemand eine Stunde die Woche hilft oder eine Stunde im Monat“, sagt Häußler weiter. „Und wer so gar nicht sagen kann, wie oft er verfügbar sein könnte, den bringen wir einfach in unserer Feuerwehrtruppe unter. Wenn Not am Mann ist, springt diese ganz nach individueller Verfügbarkeit ein.“
Wichtig ist Hans-Reiner Häußler weiterhin, dass mit der ehrenamtlichen Arbeit das gesamte Miteinander Solingens gestärkt wird. „Manchmal muss man gar nicht so sehr in die Ferne schweifen, um zu helfen“, sagt er. „Vielleicht benötigen Menschen und Institutionen ganz in Ihrer Nähe Unterstützung: Die alte Dame aus der Nachbarschaft, die sich über einen Besuch freut, der Kindergarten um die Ecke, der dringend einmal einen neuen Zaunanstrich bräuchte oder auch die Rasenfläche in der Nähe, auf der unachtsam Müll liegen gelassen wurde. Ehrenamt ist bunt, unheimlich bereichernd und macht jede Menge Freude. Egal, wo, wie viel und mit wem.“